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Dez
11

Besuch im Hexenhaus

Humperdincks „Hänsel und Gretel" beim Kiko-Kinderkonzert - Von Gabor Halasz

Was gibt es kurz vor Weihnachten Selbstverständlicheres für eine musikalische Institution als eine Aufführung von Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel"? Das haben wohl auch die Programmmacher der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz gedacht - und der begeisterte Erfolg ihrer Produktion des Klassikers der Gattung Kinderoper beim Kiko-Konzert in Ludwigshafen gab ihnen Recht. Das Durchschnittsalter der Zuschauer und Zuhörer lag diesmal allerwenigstens um ein halbes Jahrhundert unter dem des Stammpublikums der klassischen Konzerte und Opernaufführungen. Gehörten doch auch die Eltern, die ihre überwiegend sehr minderjährigen Sprösslinge in die Philharmonie begleiteten, wesentlich jüngeren Jahrgängen an als die große Mehrzahl der Besucher etablierter Klassik-Reihen.

Der Konzertsaal der Philharmonie war fast restlos ausverkauft; es kostete einige Mühe, sich noch einen Platz zu sichern. Als das gelang, fand sich der Besucher mitten in der gewohnten Atmosphäre der Kinderkonzerte mit einem quicklebendigen, den Darbietungen mit gespannter Neugier folgenden und sie lautstark kommentierenden Publikum. Geboten wurde ihm ein einstündiges Arrangement von Humperdincks Oper durch Frank Rudhardt für Sänger, Erzähler und Blechbläserquintett, dessen bekannteste Nummern Kinder und Erwachsene fröhlich mitsangen. Mit einfachsten Mitteln wurde die Ausstattung besorgt: Eine Leinwand im Hintergrund und bunt bemalte Prospekte stellten Märchenwald und Hexenhaus skizzenhaft dar und waren obendrein sogar hübsch anzusehen.

In der Philharmonie herrschte also gehobene Stimmung, und die Wiedergabe von Humperdincks Musik in Frank Rudhardts Bearbeitung geriet ansprechend. Das Blechbläserquintett der Staatsphilharmonie - mit den beiden Trompetern Jochen Keller und Peter Maaßen, der Hornistin Sabine Roschy, dem Posaunisten Jürgen Schaal und dem Tubisten Thomas Matt - spielte ohne Fehl und Tadel. Mit hörbarer Musizierlust waren die, mit Ausnahme von Juliane Korff-Thomas als Gretel, minderjährigen Solisten bei der Sache: Adriana Perna (Hänsel), Charlotte Thomas (Taumännchen) und Emily Schneider (Sandmännchen). Was auch für die von Dagmar Rosemann einstudierten Chöre der Musikschule Freinsheim galt. Dann war da noch die Erzählerin Christiane Palmen. Die Soloflötistin der Staatsphilharmonie offenbarte bislang verborgen gebliebene Talente. Sie präsentierte das Grimmsche Märchen von den Geschwistern Hänsel und Gretel überaus temperamentvoll, lieferte kleine Paradestücke mit den Texten der Hexe und arrangierte überdies geschickt den Ablauf der Vorstellung.

WAPPLED
Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau, Ausgabe: Nr.289
Datum: Donnerstag, den 11. Dezember 2008, Seite: Nr.26
"Deep-Link"-Referenznummer: '4417855'
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